Abhängen mit Jamónes
Trevélez, Spanien. Anfang April sind wir in der südlichsten Provinz Andalusien unterwegs und bevor es wieder nach Málaga zurückgeht, ist die letzte Etappe der „pittoreske Zwischenstopp“ (Paraje Pintoresco) in einem dieser weißen in die Berglandschaft gepflanzten Dörfer. Zwischenstopp trifft es allerdings nicht ganz. Von Granada kommend müssen wir an der Westflanke der Sierra Nevada vorbei nach Süden, um uns anschließend nach Osten und dann nach Norden wendend in die Berge zu schlängeln, nach Trevélez. Der Ort auf 1480 m Seehöhe ist das deutlich nördlichste dieser Bergdörfer entlang der südlichen Hänge des beeindruckenden Bergmassivs und eine der höchstgelegenen Gemeinden Spaniens. Und da sind wir schon beim Vorzug: geografische Lage und Höhe scheinen die besten Bedingungen fürs Lufttrocknen besonderer Köstlichkeiten zu sein.
Anreise nach Trevélez
Während der Anfahrt nach Granada und ebenso direkt in der Stadt haben wir atemberaubende Blicke auf das gewaltige mit bis zu 3482 m höchste Gebirge der iberischen Halbinsel. Mit der jährlich meist bis Mai existierenden Schneehaube überragt es alles. Wir sind am 7. April bei strahlendem Sonnenschein in Malaga gestartet und das Wetter soll uns hold bleiben – es wird von Tag zu Tag wärmer. Südseitig ist deshalb der Schnee schon weitgehend geschmolzen und auch in Trevélez ist es angenehm warm. Unterhalb des Orts fließt der kleine gleichnamige Bach, in dessen Nähe sich die größeren Lagerhäuser der Jamónes und Gastronomie befinden, die von Reisegruppen angesteuert werden.
Wir haben eine kleine Unterkunft, La Fragua („Schmiede“), ganz oben im Ort für eine Nacht gebucht. Die Anfahrt zum Hotel am frühen Nachmittag gestaltet sich schwieriger als erwartet. Durch die sehr engen einspurigen Gassen erreichen wir unser Ziel trotz GPS erst auf den zweiten Anlauf. Wir können gleich einchecken, reservieren Plätze für den Abend im kleinen Restaurant und beschließen, den Nachmittag für eine Wanderung in der Umgebung zu nutzen. Wir umrunden das Dorf bergseits großräumig. Ein gutes Stück weiter oben entdecken wir noch Schneereste; wir steigen aber nicht so weit auf. Auf einer Weide sichten wir ein paar Rinder, die uns derart aufmerksam beobachten, dass wir lieber einen Bogen um sie machen.
Trevélez und Umgebung
Abendessen in der Schmiede. Es ist ein kleines Restaurant mit breiter Fensterfront, die uns in der Abenddämmerung Blicke über den Ort bietet. Aber zur Sache: Als Vorspeise habe ich mir Rohschinken von Ibérico-Schweinen bestellt, die „Edelvariante“. Diese im Südwesten bis Portugal pflegelos gehaltenen dunkelhäutigen Schweine liefern einen zwar fetthaltigeren, aber dafür geschmackvolleren Schinken. Einmal auf unserer Rundreise haben wir sie noch glücklich und lebendig gesichtet, allerdings nur kurz, bevor sie im Unterholz verschwinden. Die verschiedensten Schinkensorten werden also nach Trevélez gekarrt und luftgetrocknet, da das Klima ideal ist und den besonderen Geschmack des Fleischs ausmacht. Eine bekannte und von uns gern genossene Sorte ist der Serrano-Schinken. Anschließend ziehen wir uns in die Gemächer zurück, auf dass sich das köstliche Mahl in Ruhe ansetzen möge.
Bevor wir am Vormittag wieder abreisen, schlendern wir eine Runde zwischen den Lagerhäusern und haben unglaubliches Glück: Wir treffen auf einen Mitarbeiter, der uns in eine der „heiligen“ Hallen einlässt und wir sind kurz darauf sprachlos. Da hängen sie ab, die Jamónes, mehrstöckig übereinander und Schenkel an Schenkel – Hunderte! Mehr wollen wir gar nicht wissen, wir sind beruhigt, dass zukünftig die Versorgung gesichert ist, und verlassen diesen sündhaften Ort. Wir treten die Rückfahrt an, schlängeln uns wieder aus den Bergen hinaus nach Süden an die Küste und zurück nach Málaga. Dort bleiben wir noch 2 Nächte, um die Besichtigung nachzuholen. Bei der Ankunft hatten wir direkt vom Flughafen aus unsere Rundreise gestartet.
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