Immer wieder Tremalzo
Riva oder Torbole? Wir haben zwar einige Jahre in derselben familiär geführten Garni-Pension in Riva geweilt, jedoch waren nicht immer ausreichend Zimmer frei. So sind wir auch schon mal in Torbole hängen geblieben. Die beiden Orte sind aber ohnehin quasi zusammengewachsen, unterbrochen nur durch den „Hausberg“, den Monte Brione, der bis zum See reicht. Eigentlich nur ein „großer Felsen“, etwa 370 Meter hoch (Aufstieg vom See 300 Höhenmeter). Oft fahren wir ihn zum „Aufwärmen“ am Anreisetag oder zwischendurch einmal, wenn wir noch ein paar Tages-Höhenmeter brauchen. Oben kann man bei guter Fernsicht Sirmione am südlichen Ende des Sees erkennen. Für Begeisterte bzw. sich das Zutrauende gibt es dann alternativ zur Auffahrtsstrecke eine kurze, knackige Trailabfahrt.
Update 2020: Auch in diesem unheilschwangeren Jahr gelingt es uns, in einem glücklich gewählten Zeitfenster Ende August ein paar entspannte Tage am See zu verbringen. Auch den Tremalzo kann ich wieder in einer brauchbaren Fahrzeit bezwingen. Mein Ziel ist nach wie vor, die Auffahrt zu bewältigen, um mir die Abfahrt zu verdienen. Es gäbe auch hier Shuttlebusse für Mountainbiker ...
Fahrtrichtung gegen UZS. Auf der roten Route geht es ab Bocca dei Fortini Richtung Norden bergab und man kommt unterhalb des Ledrosees in Prè oder Biacesa an. Der blau eingezeichnete Track führt ab Bocca dei Fortini nach Osten näher zum See und über den Passo Guil, den Passo Rocchetta und Pregasina mit herrlichem Panorama ebenfalls zurück auf die Ponalestraße. Die Höhenmeter dieser Strecke sind etwa identisch, sie verspricht jedoch bis Pregasina spannende zusätzliche Spaß-Abfahrt. Bevor es nach Pregasina geht, zahlt sich ein Haken nach Süden zum Punta Larici bei guter Sicht evtl. aus.
Update 2020: Diesmal rolle ich aus Zeitgründen (will früher zurück sein als sonst) vom Paso Nota aus durch das idyllische Valle di Bondo, aber leider auf Asphalt, bis Vesio, dann nach Limone abwärts und auf der Uferstraße nach Riva zurück. Alternativ gibt es mit Gegenanstiegen (Zeitbedarf) und kurzen Trailabschnitten eine Geländestrecke bis Vesio, im unteren Teil unspektakuläre Schotter-Forststraße. Für Freerider und/oder solche, die Tragepassagen über Felsen nicht scheuen, gibt es im Valle di Bondo eine Abzweigung zum berüchtigten „Dalco Trail“. Beschreibungen reichen von „heute durch Auswaschungen und steile Felsabbrüche in weiten Bereichen unfahrbar“ bis „außer ein paar Tragepassagen nicht so schlimm, wie angenommen“ ... Mögliche Alternative wäre vom Passo Nota nach Bocca dei Fortini und von dort aus über Dosso Ravizzola und das Valle de Singol nach Limone. Vom Passo Guil kann man auch noch einmal Richtung Valle de Singol abfahren. Beides oben Wanderwege und laut Planungstool mit MTB möglich. Dabei bleibt halt am Schluss die mitunter stark befahrene Uferstraße mit Tunnels von Limone nach Riva, wenn man dorthin zurück muss ...
Update 2023: Diesmal bin ich vom Bocca dei Fortini über den Passo Guil und Passo Rocchetta gefahren! Höhenmeter wie zuvor erwähnt etwa identisch. Am Passo Rocchetta links halten (MTB-Schild), der Wanderweg in der Rinne ist nicht fahrbar und an sich auch gesperrt. Man fährt einen Haken nach Norden und nach einem Haken nach Süden zur Malga Palaer. Das ist jedenfalls ziemlich flowig zu fahren. Ich bin allerdings an der Kehre leider nördlich geblieben und nicht zur Malga abgefahren, was nicht so optimal war; also beim nächsten Mal anders. Vom Passo Rocchette könnte man lt. Planungstool auch rechts den Pfad am Steilhang entlang (ohne Umweg über die Malga Palaer) zum Monte Palaer und direkt zum Bocca dei Larici fahren. Wie ausgesetzt bzw. fahrbar das ist, kann ich nicht sagen. Die Malga Palaer ist allem Anschein nach nicht bewirtschaftet (wissen wir von früher). Es gibt bestenfalls eine kleine Wasserquelle.
Wir reisen anfangs (ab 2002) mit einer „Gardasee-Connection“, einer Sportlergruppe, die schon viele Jahre, ursprünglich zum Surfen und Klettern, hierher kam. Wir avancierten sehr schnell vom Gelegenheits-Radfahrer zum begeisterten Mountainbiker. Und landschaftlich wunderschöne Routen kann man hier wahrhaft reichlich finden und das mit verschiedensten sportlichen Herausforderungen. Eine der persönlichen „Königsetappen“ ist der Tremalzo-Pass. Es gibt hinsichtlich Leistung sicherlich Anspruchsvolleres, doch macht die Kombination aus Leistungseinsatz, technischen Anforderungen bei der Genuss-Abfahrt und gigantischem Bergpanorama den besonderen Reiz aus.
Update 2023, 11. Tremalzo-Tour. Der Autor hat 2023 das 11. Mal den Tremalzo bezwungen, siebenmal von Riva aus. Bis 2009 sind wir viermal von Vesio aus durch das Valle di Bondo zum Passo Nota, von dort über die Schotterstraße zum Tremalzopass und über die Aspaltstraße und das Ledrotal zurück gefahren, ca. 460 hm weniger. Ein detaillierter Bericht folgt in Kürze ...
In den ersten Jahren sind wir dreimal die Schotterstraße, alte Militärwege, von Vesio über den Passo Nota kommend hinaufgefahren. Nachdem allerdings die Wege-Erhalter immer mehr mit Bruchsteinen auffüllten und das Fahren auf dem losen Geröll immer schwieriger wurde, kommen wir auf die geniale Idee, anders herum zu fahren, erstmals 2011: Auf der gegenüberliegenden Seite des Tremalzo-Passes führt nämlich eine Asphaltstraße in Serpentinen hinauf, die wir sonst sehr unspektakulär hinuntergerollt sind. Also ab jetzt Aspalt rauf und der volle Spaß der Schotterabfahrten. Wenn man die Tour von Riva oder Torbole aus am See startet, hat man am Ende knapp 2100 Höhenmeter und ca. 70 km in den Beinen.
Die ersten etwa 600 Höhenmeter sind abwechslungsreich, über die berühmte Ponalestraße mit herrlichem Seeblick. Dann geht es am Ledrosee vorbei bis zum „Einstieg“ in die Bergstraße zum Tremalzo. Die hat es aus einem anderen Grund als der sportlichen Herausforderung in sich. Die Steigung ist durchgängig unter 10 Prozent, also moderat. Die Straße windet sich gleichmäßig Serpentine für Serpentine weitgehend ereignislos hinauf. Und da sind wir schon beim psychologischen Faktor: Alle hundert Meter ist eine Markierung angebracht und die ganzen Kilometer bis einschließlich 13 werden mit Tafeln angezeigt. Und unwillkürlich zählt man mit. Anfangs half es etwas, wenn man mangels Erinnerung glaubte, bei 12 sei das Rifugio Garda (Ende der Straße) schon erreicht … aber irgendwann hat man es sich dann gemerkt: es sind 13 bis zum Rifugio, wo wir bei gutem Wetter kurz rasten. Von dort sind es noch 1,7 km und 140 hm bis zum Passtunnel. Dann hat man schon mal 1800 Höhenmeter und 44 Kilometer geschafft.
Hier, kurz nach dem Lago d'Ampola, beginnt die Passstraße, die bis zum Rifugio Garda, ca. 140 hm unterhalb des Passtunnels, mit PKWs und Motorrädern befahren werden kann und auch wird! Und es beginnt auch das Zählen der Kilometer ...
Belohnt wird man bereits am Pass durch überwältigendes Bergpanorama, vorausgesetzt die Fernsicht lässt das zu. „Nun heißt es, Sattel versenken und Höhenmeter vernichten“, wie man zur Abfahrtsvorbereitung in diversen Foren so liest. Ersteres ist sehr zu empfehlen, um den Schwerpunkt tiefer zu bekommen und bergab die Vorlage des Oberkörpers zu verringern. Manche Biker unterschätzen diesen Nutzen und das Risiko, sonst schneller über den Lenker abzusteigen. Und das kann sehr ungemütlich werden. Die Höhenmeter vernichtet man mindestens zu drei Viertel auf unbefestigtem Boden. Das bedeutet jedenfalls eine abwechslungsreiche, spaßorientierte Abfahrt. Aufmerksamkeit ist dabei sehr zu empfehlen, nicht zuletzt wegen des erwähnten losen Schotters und Sturz- oder gar Absturzrisikos. Ein paar kurze Gegenanstiege sind noch zu meistern, damit man schließlich auf die Gesamthöhenmeter kommt. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir eine neue Variante der Abfahrt ab Bocca dei Fortini probieren, die über den Passo Rocchetta und Pregasina führt und noch mehr Abfahrtsspaß bietet; ohne zusätzliche Höhenmeter.
Die Solo-Tour 2017 (als dieser Bericht entsteht) des Autors und nicht die letzte ist etwas durchwachsen. Interessante Gewitterstimmung, die gelegentlich zur Eile mahnt, hatten wir schon öfter. Gelegentlicher Nieselregen, schlechte Sicht und knapp 8 Grad Celsius am Pass machen diese Auffahrt jedenfalls etwas mühsam. Da sich das Wetter schon beim Start unbestimmt zeigt, ist warme Kleidung im Rucksack, die bei der Abfahrt zum Einsatz kommt. Zum Glück regnet es nicht mehr. Weniger Glück habe ich im untersten Abschnitt auf der Ponalestraße, nämlich nach einer kleinen „Schikane“ einen „Blitzplatten“ am Hinterrad. Der plötzliche, nahezu totale Luftverlust ist rätselhaft, da der Schlauch ein vergleichsweise kleines Loch aufweist und an Felge und Reifen keine Beschädigung zu sehen ist – ein Durchschlag? Alles Nötige für den Schlauchwechsel dabei, ist es nur eine kurze Verzögerung. Ich komme noch rechtzeitig zu einem Kaffee in Riva, wo ich bereits erwartet werde, an.
Die Straße (nur für Wanderer und Radfahrer) nach Pregasina bietet herrliche freie Sicht auf das Nordufer und das umliegende Bergpanorama: links Riva del Garda, dahinter Arco und rechts Torbole. Zwischen Riva und Torbole schiebt sich die schräge Platte des Monte Brione bis zum See. Über Pregasina fährt man ab, wenn man die Tremalzo-Tour über den Passo Rocchetta erweitert.
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